Katar genoss bislang keine allzu große Bekanntheit – zumindest nicht als Reiseland. Nun steht jedoch die Fußball-Weltmeisterschaft vor der Tür, die extra in den Winter verschoben wurde, damit sie in dem heißen Land stattfinden kann. Plötzlich reisen Menschen aus aller Welt nach Katar, um dort die Fußballspiele ihrer Mannschaft live zu verfolgen oder sich einfach vor Ort einen Eindruck von diesem Spektakel zu machen. Aber lohnt sich das und was gibt es in Katar sonst noch zu sehen? Hier kommen die Antworten.
Katar: Ein Land zwischen Tradition und Moderne
Die arabische Welt erfreut sich seit einigen Jahren steigender Beliebtheit unter Reisenden aus aller Welt. Das liegt einerseits an der spannenden Kultur und den einzigartigen Landschaften. Andererseits ist es ihr Reichtum, der Reiseziele wie Dubai oder Abu Dhabi so spektakulär und damit weltberühmt gemacht haben. Schließlich finden sich dort Superlative in all ihren Variationen, zum Beispiel der höchste Wolkenkratzer der Welt oder das zweitgrößte künstliche Inselprojekt der Welt.
Kein Wunder, dass Katar bislang im Schatten seiner schillernden Nachbarn in den Vereinigten Arabischen Emiraten stand. Zu Unrecht, denn es hat ebenfalls viel zu bieten: Es befindet sich auf einer Halbinsel, eingebettet in wunderschöne Landschaften, mit sich abwechselnden Wüsten- und Küstenabschnitten. Hier, direkt am Persischen Golf, warten einige der schönsten Strände, die die arabische Welt zu bieten hat.
- Die Kultur und ihre Traditionen in Katar
Es sind gerade die kleineren Orte in diesen ländlichen Regionen, die in Katar noch mit einer Ursprünglichkeit locken, die in den VAE mittlerweile selten zu finden ist. Dort spielen Religion und Traditionen noch eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben. 95 Prozent der Einwohner sind islamisch und gehören damit der Staatsreligion an. Aber auch Christen, Hindus sowie Bahai leben in Katar. Prinzipiell gilt das Land als weltoffen und gastfreundlich. Trotzdem sollten Besucher die islamischen Religionsgesetze kennen und berücksichtigen, um kulturelle Konflikte zu vermeiden.
- Doha – eine moderne Metropole
Deutlich lockerer geht es in der Hauptstadt Doha zu, was allerdings nicht bedeutet, dass Besucher dort keine Regeln einhalten müssen. Auch hier sind noch viele Lebensbereiche durch die Religion sowie Traditionen geprägt. Trotzdem präsentiert sich Doha als moderne Metropole – sogar moderner als viele deutsche Großstädte. Hier ragen beeindruckende Wolkenkratzer in die Höhe und bilden vor der Küste eine einzigartige Kulisse. Die Architektur ist futuristisch anmutend und doch deutlich durch die antiken Bauweisen des Islam angelehnt. So passiert es, dass neben einer luxuriösen Einkaufsmeile plötzlich Kamele durch die Straßen getrieben werden. Aus Sicht westlicher Reisender wirkt Katar also tatsächlich wie eine andere Welt.
Zur Fußball-Weltmeisterschaft reisen – ja oder nein?
Diese Gegensätze haben sich durch die Fußball-Weltmeisterschaft weiter verstärkt, die vom 20. November bis 18. Dezember in Katar stattfindet und auf die schon jetzt alle Fußball-Fans hinfiebern, beispielsweise mit Wetten auf verschiedene Ergebnisse. Für dieses Event wurden zahlreiche neue Fußballstadien gebaut, die natürlich ebenfalls hochmodern sind und sich somit teilweise stark von ihrer eher traditionellen Umgebung abheben. Sie sind schon ohne Besucher ein beeindruckender Anblick.
Noch beeindruckender wird sicherlich das Erlebnis, die Stimmung in einem dieser Stadien zu erleben, wenn es voll besetzt ist. Echte Fußballfans, die ohnehin einmal nach Katar reisen wollten, sollten sich dieses Spektakel daher nicht entgehen lassen. Allerdings bedeutet das auch mehr Trubel und höhere Preise als üblich, schließlich ist die Nachfrage zu WM-Zeiten hoch und die ganze Welt blickt auf das Land.
- Katar unter dem Einfluss der WM-Stimmung
Einerseits ist die Fußball-Weltmeisterschaft also eine hervorragende Gelegenheit, um Katar zu erleben, wenn es sozusagen aufblüht und sich von seiner schönsten Seite zeigt. Andererseits hat der Trubel wenig mit der Ursprünglichkeit des Landes zu tun, die viele Reisende so begeistert. Es handelt sich daher um eine Einzelfallentscheidung, ob man lieber pünktlich zur WM kommt und versucht, das eine oder andere Spiel sowie die jubelnden Menschenmassen hautnah zu erleben – oder ob man wartet, bis wieder Ruhe eingekehrt ist. Die Reisezeit betreffend, lohnt sich der Besuch im November und Dezember auf jeden Fall, denn sie gelten als die angenehmsten Monate in Katar. Empfehlenswert sind außerdem der März und April.
- Katar in all seinen Facetten erleben
Wer kann, bringt einfach ausreichend Zeit mit, um Katar in all seinen Facetten zu erleben. So lässt sich vielleicht noch die Weltmeisterschaft miterleben, aber eben auch die anschließende Ruhe, wenn die Besucher aus aller Welt, die Sportler, Journalisten & Co wieder abgereist sind. Ein optimaler Reisezeitraum wäre dieses Jahr also der Dezember über Weihnachten, vielleicht bis ins neue Jahr – je nach verfügbarer Zeitspanne. Allerdings muss mit Tagestemperaturen von bis zu 30 Grad Celsius gerechnet werden, sprich einige Tage vorab und danach sind für die Akklimatisierung notwendig.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Katar
Egal, für welche Variante sich die Reisenden entscheiden: Keinesfalls sollte beim Besuch in Katar nur die Fußball-Weltmeisterschaft im Vordergrund stehen. Denn Katar hat auch abseits dieses Sportevents zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bieten. Zu den wichtigsten „Must-sees“ in dem arabischen Land gehören:
- Die Hauptstadt Doha im Allgemeinen.
- Die große Moschee in Doha mit 93 Kuppeln.
- Das größte Kulturprojekt des Landes namens Kulturdorf Katara.
- Das Museum für islamische Kunst in Doha.
- Die künstlich angelegte Insel „The Pearl Qatar“.
- Eine Wüstensafari – gegebenenfalls mit Übernachtung.
- Das Gebirge und Fort rund um die „Öl-Stadt“ Zekreet.
- Die Landschaft und Felsformationen von Ras Abrouq.
- Der Markt Souq Waqif in Doha.
- Ein Kamelrennen auf der Kamelrennbahn Al Sheehaniya.
- Das UNESCO-Naturreservat rund um das Binnenmeer Khor Al Adaid.
- Das private Sheikh Faisal Museum in Doha.
- Die Mangrovenwälder und ihre tierischen Bewohner (z. B. Flamingos)
- Die Bucht und Strandpromenade Corniche mit Blick auf Doha. Extra-Tipp: eine Dhau-Bootsfahrt.
- Die Festung Zubarah im Nordwesten.
- Der Aussichtspunkt Barzan Towers.
- Die uralte Stadt Al Khor an der Persischen Golfküste.
Jede dieser Sehenswürdigkeiten zeigt eine andere Seite von Katar und faszinierende Einblicke in dieses Land, das kulturell und landschaftlich so anders ist als viele klassische Reiseziele. Es ist deshalb wichtig, ausreichend Zeit zum Sightseeing mitzubringen – und natürlich zum Baden an den traumhaften Stränden.
Die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten?
Fakt ist, dass Katar ein tolles Reiseziel ist…auch, wenn es in Zukunft sicherlich nicht mehr als Geheimtipp betitelt werden kann. Wer die Zeit, das Geld und die Lust hat, zur Fußball-Weltmeisterschaft anzureisen, darf neben all diesen Highlights, die das Land ohnehin bietet, noch ein unvergessliches Spektakel erwarten. Schon lange behauptete die FIFA, Katar werde die beste WM aller Zeiten geben. Tatsächlich sind alle Bauprojekte rechtzeitig fertig geworden und von den Tickets sind nur noch wenige übrig.
Wer also noch ein Spiel live in einem der neuen sowie hochmodernen Stadien erleben möchte, muss schnell zugreifen. In diesem Zuge präsentiert sich das Land auch weltoffener und toleranter, als es in der arabischen Welt normalerweise der Fall ist. Das betrifft beispielsweise die Regelungen zum Alkoholkonsum, die extra gelockert wurden. Die Fußball-WM ist also auch eine Gelegenheit, um das Land zumindest im Umkreis der Fußballstadien entspannter zu erkunden als üblich und neue Kontakte zu Gleichgesinnten aus aller Welt zu knüpfen.
Fazit: Ist Katar eine Reise wert?
Wie so oft im Leben, bringt die Reise nach Katar während der Fußball-Weltmeisterschaft also Vor- und Nachteile mit sich. Es gibt daher keine pauschale Antwort auf die Frage, wann sich die Reise lohnt. Prinzipiell ist Katar immer eine Reise wert und die Weltmeisterschaft wird garantiert zu einem unvergesslichen Erlebnis – vielleicht sogar zu einem Spektakel, das es in dieser Form nur einmal gibt.
Wer das Land hingegen in seiner Ursprünglichkeit erleben möchte und sich einen geringeren Andrang bei den Sehenswürdigkeiten wünscht, der wartet besser, bis sich der Trubel gelegt hat. Es wird auf jeden Fall spannend, welche Bilder auch hierzulande schon bald über den Fernseher flackern; nicht nur von den Spielfeldern, sondern vom Gastgeber Katar. So mancher Zuschauer bekommt dann gewiss selbst noch Lust darauf, dieses bislang eher unbekannte Reiseziel zu erkunden.