Die Schweiz fällt einem vielleicht nicht unbedingt als erstes ein, wenn es um Strand, Sonne und Meer geht, das Nachbarland Deutschlands mit seinen 26 Kantonen hat jedoch abgesehen davon einiges zu bieten. Ob die Städte Zürich, Bern und Genf, Seen in den Bergen, die reines klares Wasser führen, oder dicht bewachsene Schluchten in den Alpen, die Wanderer locken, die Schweiz wird als Urlaubsland stetig beliebter.
Im Kanton Tessin, der sich im Süden des Landes befinden und an Italien grenzt, liegt ein besonderes Ziel: Centovalli. Unweit des Lago Maggiore schmiegt sich der Bezirk Locarno, in dem Centovalli liegt, in die Berge und Täler der Landschaft, Lebensart und Kultur sind eng mit den norditalienischen Gebräuchen auf der anderen Seite der Grenze verwandt. Hier finden Sie alles Wichtige zu Centovalli, seinem ganz eigenen Zauber und welche der dortigen Ziele für Urlauber besonders lohnenswert sind.
Die Geschichte von Centovalli
Man vermutet, dass der Ort bereits von den Römern gegründet wurde, die von Süden her den Norden erkunden und erobern wollten. Die Gemeinde kann ihren offiziellen Ursprung bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen, bereits damals gab es größere Siedlungen auf dem heutigen Stadtgebiet. Die Dörfer Borgnone, Palagnedra und Intragna bildeten damals die Verwaltungseinheit einer „Vicina“, eine Art Gemeinde-Bund, der von den mächtigsten Familien geführt wurde.
Seinen heutigen Namen erhielt Centovalli von italienischsprachigen Einwohnern, übersetzt bedeutet es „100 Täler“, was vorzüglich zu der Lage inmitten der bergigen Landschaft passt. Der Name bezieht sich jedoch nicht nur auf ein Tal, sondern auf die ganze Reihe an Bergeinschnitten, die sich gleichmäßig um die Gemeinde herum gruppieren.
Seit 2009 sind einige kleinere Dörfer unter dem Gebietsnamen Centovalli vereint, im Zuge einer Gebietsreform wurde die Verwaltung vereinheitlicht und zusammengefasst. Heute leben dort rund 1200 ständige Einwohner, besonders im Frühling und Sommer steigt die Zahl durch Übernachtungsgäste und Urlauber rapide an.
Was bietet Centovalli den Urlaubern?
Die meisten Touristen kommen wegen der ganz besonderen Landschaft, die über Jahrtausende hinweg gewachsen ist. Der kleine Bach Melezza, der auch einer Region den Namen gegeben hat, vervollständigt die alpine Bergidylle und fließt in seinem natürlichen Bett durch die Täler. Der Bergeinschnitt, in dem Centovalli liegt, ist bei Wanderern und Spaziergängern sehr beliebt, von dort aus können Wandertouren mit einigen Stunden Umfang gestartet werden.
Viele Urlauber mieten auch ein Apartment oder ein Hotel beim Lago Maggiore, der nur rund 20 Kilometer Luftlinie entfernt liegt, und kommen dann nach Centovalli. Die Landschaft um Centovalli wirkt auf den ersten Blick sehr zerklüftet und etwas rau. Dichte Wälder wachsen auf den Hügeln und in den Tälern, von oben ist kaum ein Blick auf unbewaldetes Terrain zu erhaschen.
Schroffe Felsformationen umgeben die Gemeinde, die höchsten Berge in der unmittelbaren Nachbarschaft sind der Gridone mit 2188 Metern, der direkt an der Grenze zu Italien liegt, sowie der Pizzo Ruscada mit 2044 Metern Höhe im Norden. Wenn man zum Dorf Palagnedra kommt, das ebenfalls Teil der Gemeinde Centovalli ist, lädt ein mittelgroßer See (etwa 4 Kilometer Länge) zur Erfrischung ein. Diese speist sich aus dem kleinen Fluss Melezza, der hier aufgestaut wurde.
Die Centovallibahn
Die bekannteste Attraktion von Centovalli ist vermutlich die Bahn, die von Locarno über Ponte Brolla und Verdasio bis direkt in italienisches Gebiet jenseits der Grenze führt. Über eine Streckenlänge von 51 Kilometern durchquert die Centovallibahn Berge, Täler und himmelblaue Flüsse, sie bietet dabei den Reisenden eine spektakuläre Aussicht auf die wilde schöne Landschaft des Tessin.
Im Jahr 1923 feierte die Centovallibahn ihre Eröffnung, bis heute wird sie mit den nostalgisch-roten Waggons betrieben, die sich durch die schmalen Gleise schlängeln. Auf der Schweizer Seite befinden sich 14 Stationen, in Italien 19, das macht die Centovallibahn zum perfekten Verkehrsmittel, um die Schönheit beider Länder zu entdecken. Falls die Zeit knapp ist, lohnt sich besonders die Strecke von Locarno nach Domodóssola, die atemberaubende Höhe, die die Bahn erklimmt, ist mit Sicherheit einen Ausflug wert.